Tollkirsche (Atropa belladonna L.)
WALA Arzneimittel

Tollkirsche

Synonyme: Belladonna, Irrbeere, Schlafkirsche, Taumelstrauch, Teufelsbeere, Walkerbeere, Wolfsbeere, Wutbeere
Wissenschaftlicher Name: Atropa belladonna L.
Familie: Solanaceae (Nachtschattengewächse)
Heimat: Mittel- und Südeuropa, Vorderasien.
Inhaltsstoffe: Atropin, Hyoscyamin, Skopolamin, verschiedene Nebenalkaloide.

Beschreibung

Unter den heimischen Giftpflanzen ist sie fast allen bekannt: die Tollkirsche, die einen mit ihren kirschgrossen, schwarz glänzenden saftigen Beeren lockt. Der Genuss der Beeren und auch aller anderen Pflanzenteile kann hingegen tödlich enden! Die strauchartige Pflanze mit mehreren rötlichen, oben verzweigten Stämmen wird bis zu 1,50 m hoch und trägt von Juni bis August unter den Blättern versteckte, fingerhutartige Blüten, die aussen braunviolett, innen schmutzig-gelb und purpurrot geadert sind. Im Herbst sterben alle oberirdischen Teile ab. Aus dem Wurzelstock wachsen im Frühjahr dann wieder die neuen Stängel. Die Tollkirsche gedeiht am besten auf Kalk- und Urgestein auf lichten Waldstellen.

Vorsicht:

Die Tollkirsche ist in allen Teilen giftig. Sie darf deshalb in konzentrierten Zubereitungen niemals ohne ärztlichen Rat angewendet werden. Kinder müssen vor ihr gewarnt werden.

Verwendung

In der Hand des Arztes verwandelt sich die hochgiftige Tollkirsche zu einer wichtigen und heilkräftigen Pflanze, die ihre Verwendung bei Magen- und Darmerkrankungen findet, die mit krampfartigen Schmerzen verbunden sind. Weitere Einsatzbereiche sind Bronchialasthma und verschiedene Neuralgien. Auch in der Augenheilkunde spielt sie eine wichtige Rolle.

Nochmals soll davor gewarnt werden, die Tollkirsche in konzentrierten Zubereitungen selbst anzuwenden. Es besteht wegen ihrer Giftigkeit akute Lebensgefahr! Nur in den Händen eines Arztes ist sie ein hochpotentes und nützliches Arzneimittel.

Wissenswertes

Atropa, vom griechischen atropos, ist in der griechischen Mythologie der Name der Todesgöttin, der Unabwendbaren, die als Älteste der drei Parzen den Lebensfaden abschnitt. Der Name Belladonna, vom italienischen bella donna = schöne Frau, entstand wohl aus dem Gebrauch des Atropins, die Pupillen zu erweitern, was sich früher manche Frauen zunutze machten, um dem damaligen Schönheitsideal zu entsprechen. Die Beeren sollen als Schminke verwendet worden sein.

Die deutschen Namen wie Tollkirsche, Wutbeere usw. spiegeln die Vergiftungserscheinungen wider: Nach Rötung des Gesichts und Pupillenerweiterung stellen sich bei höheren Dosen starke Unruhe, Rededrang, Weinkrämpfe, Bewusstseinstrübung und Tobsuchtsanfälle ein.

In der Zeit der Hexenverfolgung erlangte die Tollkirsche einen unrühmlichen Platz: Man bereitete aus ihr eine Salbe, mit der angebliche Hexen eingerieben wurden. Durch die halluzinogene Wirkung gaben die Opfer der Hexenprozesse unter der Folter all das zu, was ihre Peiniger von ihnen hören wollten.

Auch Gift- und Liebestränke wurden aus dieser hochgiftigen Pflanze früher gebraut. Wohl an dem Liebeswahn!

Die Pflanze anders betrachtet

Ein Baum, der sich zum Herbst hin komplett auflöst, scheint reiner Ausdruck der Verflüssigung zu sein. Unterstrichen wird diese Tendenz durch seine stetige Wuchsvariabilität, seinem fliessenden Spielen mit der Form. Und genau das ist es auch, was die Tollkirsche in der medizinischen Anwendung so wertvoll macht. Sie findet überall dort ihren Platz, wo man auflösen, verflüssigen, entkrampfen will.

So bilden die Früchte der Tollkirsche in Kombination mit der Biene (Apis) in WALA Apis/Belladonna Globuli velati* und Apis/Belladonna cum Mercurio, Globuli velati* ein hochpotentes Arzneimittel gegen entzündliche Erkrankungen im Mund-, Nasen- und Rachenraum. Der Entzündungsherd wird aufgelöst, das Gewebe kann sich wieder regenerieren.